Jonas Keller Fotografie
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Libellen – faszinierende Flugkünstler unserer Gewässer

Libellen (Odonata) gehören zu den ältesten Insektengruppen der Erde und existieren bereits seit über 300 Millionen Jahren. Heute umfasst die Ordnung weltweit rund 6.000 Arten, von denen in Deutschland etwa 81 dokumentiert sind – darunter rund 45 Großlibellen (Anisoptera) und 36 Kleinlibellen (Zygoptera).

Libellen zeichnen sich durch ihren hochentwickelten Flugapparat aus. Anders als die meisten Insekten verfügen sie über direkte Flügelflugmuskulatur, was bedeutet, dass ihre Flügelpaare unabhängig voneinander bewegt werden können. Diese Technik ermöglicht ihnen außergewöhnliche Flugmanöver wie Schweben, Rückwärtsflug oder abrupte Richtungswechsel. Ihre großen Komplexaugen verschaffen ihnen nahezu einen Rundumblick und machen sie zu effizienten Sichtjägern.
Im Ökosystem nehmen Libellen eine doppelte Rolle ein: Als Larven leben sie räuberisch im Wasser und tragen zur Regulierung von Mückenlarven, Kaulquappen oder anderen Kleintieren bei. Als erwachsene Insekten ernähren sie sich von fliegenden Insekten und dienen gleichzeitig als wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Amphibien und Fledermäuse. Ihr Vorkommen ist ein verlässlicher Indikator für intakte, saubere Gewässer.
In Deutschland zeigen rund 45 % der Libellenarten eine zunehmende Verbreitung – dank verbesserter Wasserqualität und gezielter Schutzmaßnahmen. Gleichzeitig sind etwa 29 % der Arten rückläufig, insbesondere solche, die auf kühle Moorlebensräume angewiesen sind. Der Klimawandel, die Verlandung von Gewässern und der Verlust strukturreicher Uferzonen wirken sich hier negativ aus.


Unterschiede zwischen Groß- und Kleinlibellen
Libellen werden traditionell in zwei Unterordnungen eingeteilt: die Großlibellen (Anisoptera) und die Kleinlibellen (Zygoptera). Beide Gruppen zeigen faszinierende Anpassungen an ein Leben in und um Gewässer. Dennoch unterscheiden sie sich in mehreren Aspekten deutlich, was sich nicht nur im Erscheinungsbild, sondern auch im Verhalten und Lebensraum widerspiegelt.
Körperbau und Flügelstellung
Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist die Haltung der Flügel im Ruhezustand. Großlibellen halten ihre Flügel waagerecht oder leicht nach unten gerichtet seitlich vom Körper abgespreizt. Kleinlibellen hingegen legen ihre Flügel meist parallel über dem Hinterleib zusammen, zumindest in Mitteleuropa. Auch der Körperbau unterscheidet sich: Großlibellen wirken kräftiger und robuster, mit einem vergleichsweise breiten Thorax und kräftigen Flügeln. Kleinlibellen sind hingegen graziler gebaut, mit einem zierlichen, langgestreckten Hinterleib.

Verhalten und Flugweise
Großlibellen zeichnen sich durch eine kraftvolle, schnelle Flugweise aus. Sie patrouillieren häufig in Revierrunden über offenen Wasserflächen und reagieren sehr aktiv auf Störungen oder Rivalen. Kleinlibellen wirken im Vergleich deutlich ruhiger. Sie fliegen in kürzeren Etappen und halten sich bevorzugt in ufernaher Vegetation oder über stillen Gewässerbereichen auf. Die Großlibellen jagen meist im Flug, während Kleinlibellen ihre Beute häufiger aus der Vegetation heraus ergreifen.
Entwicklung und Lebensräume
Beide Gruppen verbringen den Großteil ihres Lebens als Larve im Wasser. Die Larven der Großlibellen sind gedrungener und haben außen liegende Kiemen, während Kleinlibellenlarven drei blattartige Hinterleibsanhänge als Kiemen besitzen. Die Art des Gewässers spielt für viele Libellenarten eine entscheidende Rolle: Sowohl Klein- als auch Großlibellen besiedeln stehende und fließende Gewässer, wobei einige Arten sehr spezifische Anforderungen stellen.
Beispiele und Verweise
Auf der [Seite über Kleinlibellen] finden Sie Porträts häufiger Arten wie der Großen Pechlibelle oder der Frühen Adonislibelle. Eine eigene [Seite über Großlibellen] stellt robuste Arten wie den Vierfleck, den Großen Blaupfeil oder die Große Königslibelle näher vor. Diese größeren Vertreter beeindrucken besonders durch ihr Flugverhalten und ihre auffällige Erscheinung.


Libellen in Rheinland-Pfalz
In Rheinland-Pfalz sind bislang 69 Libellenarten dokumentiert, darunter 24 Kleinlibellen und 45 Großlibellen. Diese faszinierenden Insekten profitieren von der verbesserten Wasserqualität in der Region, die durch den Ausbau der Kläranlagen erreicht wurde. Dadurch konnten sich viele Arten erholen, und ein Großteil der Libellenarten gilt mittlerweile als ungefährdet. Dennoch gibt es weiterhin bedrohte Arten, und einige, wie die Zwerglibelle (Nehalennia speciosa), sind in der Region sogar ausgestorben.
Die Erhaltung der Fließ- und Stillgewässer ist entscheidend für den Schutz und Fortbestand dieser faszinierenden Flugkünstler. Libellen sind wertvolle Bioindikatoren – ihr Vorkommen steht in engem Zusammenhang mit der Qualität und Vielfalt aquatischer Lebensräume.

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