Jonas Keller Fotografie
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Großlibellen – kraftvolle Jäger am Wasser

Großlibellen (Anisoptera) sind eindrucksvolle Flugakrobaten mit kräftigem Körperbau und weit abgespreizten Flügeln. In Rheinland-Pfalz sind 45 Arten nachgewiesen – darunter bekannte Vertreter wie der Vierfleck, die Große Königslibelle oder der Große Blaupfeil. Viele dieser Arten profitieren von der gestiegenen Gewässerqualität der letzten Jahrzehnte, einige gelten jedoch weiterhin als gefährdet. Großlibellen patrouillieren aktiv über Teichen, Flüssen und Gräben und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem als Räuber und Bioindikatoren.

Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)

Die Blutrote Heidelibelle gehört zu den häufigsten Großlibellenarten Mitteleuropas und ist in Rheinland-Pfalz weit verbreitet. Männchen erkennt man leicht an ihrem leuchtend roten Hinterleib und den dunklen Beinen, während Weibchen und Jungtiere eher gelblich bis bräunlich gefärbt sind. Ihre Flügel sind durchsichtig mit bernsteinfarbenem Grundton und dunklem Flügelmal. Die Spannweite beträgt etwa 52 bis 60 mm, im Durchschnitt etwa 55 mm.
Diese Art bevorzugt sonnige, stehende oder langsam fließende Gewässer mit reicher Ufervegetation. Auch kleine Tümpel oder Gräben werden besiedelt. Die Männchen patrouillieren oft am Ufer oder sitzen auf Halmen, um Rivalen zu vertreiben und Weibchen anzulocken. Die Eiablage erfolgt in Tandemstellung über dem Wasser. Dabei trennt sich das Männchen häufig kurz nach dem Überflug, bleibt jedoch in der Nähe und begleitet das Weibchen in Kopplungsflug zur weiteren Absicherung.
Ihre Flugzeit reicht meist von Juni bis Oktober, bei günstigen Bedingungen vereinzelt auch bereits ab Mai oder bis in den Oktober hinein. In Rheinland-Pfalz ist sie häufig anzutreffen und gilt als ungefährdet. Als Jägerin von Insekten und Bioindikator für gesunde Gewässer spielt sie eine wichtige Rolle im Ökosystem.

Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)

Der Große Blaupfeil zählt zu den am weitesten verbreiteten und auffälligeren Libellenarten in Rheinland-Pfalz. Besonders die Männchen sind mit ihrem intensiv himmelblau bereiften Hinterleib und den schwarzen Flügelmalen unverwechselbar. Weibchen hingegen sind olivbraun bis gelblich gefärbt und tragen schwarze Zeichnungen auf dem Hinterleib. Die Flügelspannweite liegt bei etwa 70 bis 80 Millimetern.
Diese Art bevorzugt offene, sonnenexponierte Stillgewässer mit spärlicher Ufervegetation, wie Baggerseen, Weiher oder Altwässer. Auch vegetationsarme, besonnte Gewässerränder werden gerne angenommen. Als ausgesprochene Sitzjäger kann man sie oft auf offenen Bodenstellen oder Steinen beobachten, von wo aus sie kurze Jagdflüge unternehmen.
Die Paarung erfolgt meist am Boden oder auf niedrigem Bewuchs. Die Eiablage geschieht durch das Weibchen allein, indem es die Eier ruckartig ins Wasser schleudert. Die Flugzeit des Großen Blaupfeils reicht von Mai bis in den September hinein. In Rheinland-Pfalz ist die Art weit verbreitet und gilt derzeit nicht als gefährdet.

Vierfleck (Libellula quadrimaculata)

Der Vierfleck ist eine häufige Großlibellenart, die in Rheinland-Pfalz weit verbreitet ist. Namensgebend sind je zwei dunkle Flecken pro Flügel: am Flügelmal und am Vorderrand. Diese Merkmale machen ihn leicht erkennbar.
Mit einer Flügelspannweite von etwa 70–80 mm gehört er zu den mittelgroßen Großlibellen. Sein Körper ist kompakt gebaut, mit braunem Thorax und dunklem Hinterleib, oft mit gelblichen Seitenlinien. Jungtiere erscheinen heller gefärbt.
Er bevorzugt stehende oder langsam fließende Gewässer mit Ufervegetation. Männchen sind territorial und kehren oft zu bestimmten Ansitzen zurück. Die Flugzeit reicht von Ende April bis August, mit einem Schwerpunkt im Mai und Juni. Der Vierfleck gilt als ungefährdet und ist ein nützlicher Jäger im Ökosystem heimischer Gewässer.

Große Königslibelle (Anax imperator)
Die Große Königslibelle ist eine der größten Libellen Europas und auch in Rheinland-Pfalz weit verbreitet. Mit einer Flügelspannweite von etwa 95 bis 110 Millimetern und bis zu 84 Millimetern Körperlänge zählt sie zu den auffälligsten heimischen Insekten.
Typisch ist ihr leuchtend grüner Brustbereich und das hellblaue Abdomen mit dunkler Mittelbinde. Männchen patrouillieren ausdauernd über Gewässern und setzen sich selten – was sie schwer zu fotografieren macht. Die Eiablage erfolgt meist im Flug an Wasserpflanzen.
Ihr Lebensraum sind stehende und langsam fließende Gewässer mit dichter Ufervegetation. Die Flugzeit reicht in Rheinland-Pfalz von Mai bis August, vereinzelt bis September. Als anpassungsfähige Art ist sie nicht gefährdet und spielt eine wichtige Rolle als Jäger in aquatischen Ökosystemen.

Früher Schilfjäger (Brachytron pratense)
Der Frühe Schilfjäger ist eine früh fliegende Großlibellenart, die in Rheinland-Pfalz an Altwassern, Weihern und flachen Stillgewässern mit dichter Ufervegetation vorkommt. Besonders Schilfzonen und Seggenrieder werden bevorzugt, wo auch die Larven verborgen leben. Diese benötigen zwei bis vier Jahre bis zum Schlupf.
Die Art erreicht eine Körperlänge von etwa 55 mm und eine Flügelspannweite von 70–80 mm. Männchen zeigen ein bläulich-schwarzes Abdomen mit grünen Seitenflecken, Weibchen sind eher bräunlich gefärbt. Charakteristisch ist der kompakte Körperbau und die ruckartige Flugweise, meist nahe an der Ufervegetation.
Die Imagines schlüpfen ab Mitte April und sind häufig ab Mai zu sehen. Die Flugzeit endet im Juni. Weibchen legen ihre Eier einzeln mit dem Legebohrer in abgestorbenes Pflanzenmaterial, ohne Begleitung des Männchens. Der Frühe Schilfjäger gilt als Indikator für naturnahe Uferzonen und ist in Deutschland derzeit nicht gefährdet, leidet jedoch lokal unter Lebensraumverlust.

Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus)
Die Gemeine Keiljungfer ist eine mittelgroße Libellenart aus der Familie der Flussjungfern (Gomphidae). In Rheinland-Pfalz besiedelt sie vor allem saubere, langsam fließende Flüsse mit sandigen oder kiesigen Abschnitten und strukturreichen Ufern.
Mit 50 bis 55 Millimetern Körperlänge und einer Flügelspannweite von 65 bis 75 Millimetern ist sie leicht erkennbar: Der schwarz-gelbe Hinterleib zeigt ein keilförmiges Muster, und ihre weit auseinanderstehenden Augen unterscheiden sie von anderen Libellen.
Die Flugzeit reicht von Mai bis Juli. Die Eier werden im Flug direkt ins Wasser abgegeben. Die Larven leben im Sediment eingegraben und entwickeln sich innerhalb von zwei bis drei Jahren. Obwohl nicht bundesweit gefährdet, leidet die Art lokal unter Uferausbau und Gewässerverschmutzung.




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